Roche-Turm erhält Seismic Award

Eine enge Zusammenarbeit von Architekt und Bauingenieur von den ersten Entwurfsskizzen an ist meist entscheidend für ein gutes Gelingen eines Hochbauvorhabens in ästhetischer, funktioneller und technischer Hinsicht.

Roche-Turm
Bürohochhaus Bau 1von Roche in Basel.
Architektur- und Ingenieurpreis für erdbebensicheres Bauen
gun. Eine enge Zusammenarbeit von Architekt und Bauingenieur von den ersten Entwurfsskizzen an ist meist entscheidend für ein gutes Gelingen eines Hochbauvorhabens in ästhetischer, funktioneller und technischer Hinsicht. Dies gilt in ganz besonderem Mass in Bezug auf das Erdbebenverhalten eines Hochbaus. Durch einen erdbebengerechten konzeptionellen Entwurf des Tragwerks und der sekundären Bauelemente wie Zwischenwände und Fassaden im frühesten Planungsstadium sowie durch die sorgfältige konstruktive Umsetzung resultieren eine hohe Tragsicherheit und eine minimale Schadensanfälligkeit bei kleinstmöglichen Kosten.Der «Seismic Award – Architektur- und Ingenieurpreis erdbebensicheres Bauen» will mithelfen, diese noch wenig praktizierten Erkenntnisse zu verbreiten. Ausgezeichnet werden zwei Gebäude, und die Bauherrschaften sowie die beteiligten Architekten und Bauingenieure werden geehrt.

Durchdachter Skelettbau als Tragwerk

Der Seismic Award 2018 wird dem Bauherrn und den Planern für das Bürohochhaus von Roche, Bau 1, in Basel vergeben. Das Preisgericht begündet seine Entscheidung folgendermassen:

Mit einem klassischen und sehr durchdachten Skelettbau als Tragwerk erfüllt das 178 Meter hohe Gebäude vorbildlich die gestellten Anforderungen hinsichtlich massgebender Wind- und Erdbebenbeanspruchungen. Die hohen Anforderungen eines engagierten Bauherrn an die Funktionalität und Sicherheit des Neubaus gehen eindeutig hervor. So wurde auf Wunsch des Bauherrn für die Erdbebenauslegung eine auf dem Basler Erdbeben aus dem Jahre 1356 beruhende Einwirkung entwickelt und als Bemessungsgrundlage verwendet. Diese übertrifft bei Weitem die gültigen Normanforderungen und soll sicherstellen, dass der Neubau bei einem SIA-Erdbeben weitgehend schadenfrei und gebrauchstauglich und bei einem möglichen Starkbeben tragsicher bleibt. Es wurde demnach über die Norm hinaus gedacht und in Zusammenarbeit des Planungsteams und des Bauherrn ein Tragwerk entwickelt, das erhöhte Anforderungen erfüllt und höchsten Ansprüchen gerecht wird. Es besteht aus teilweise vorgespannten Stahlbetonflachdecken und Verbundstützen. Die horizontale Aussteifung erfolgt durch vier Kerne, die durch Kopplungsriegel mit bei Starkbeben plastifizierenden Sollbruchstellen verbunden sind. Dadurch gelingt es dem Planungsteam in ausgezeichneter Art und Weise, eine ausreichende Steifigkeit für Windlasten zu gewährleisten und gleichzeitig ein duktiles Tragverhalten im Falle eines Starkbebens zu ermöglichen. Der Bau zeigt sich auch in weiteren Aspekten als Resultat einer mustergültigen und frühzeitigen Zusammenarbeit der beteiligten Planer, insbesondere zwischen Architekt, Bauingenieur und Gebäudetechnikplaner. Als bedeutungsvoll offenbart sich die durchdachte Ausarbeitung eines optimalen Konzepts der Gebäudetechnik, um Konflikte mit dem Tragwerk zu umgehen. Die Haustechnikerschliessung wird derart geführt, dass sie an den Stirnseiten der Kerne ausgefädelt werden kann und dadurch die aussteifenden Kerne nur minimal beeinflusst. Die zusätzlichen Herausforderungen hinsichtlich der Erdbebensicherheit der sekundären Bauteile wurden ebenfalls erkannt und durch frühzeitige Zusammenarbeit gelöst. So wurde z.B. die erdbebengerechte Ausbildung der Fassade an der ETH Zürich auf dem Erdbebensimulator geprüft. ●

Bautafel

ArchitektenHerzog & de Meuron, Basel

BauingenieureWH-P Ingenieure AG, Basel

BauherrschaftF. Hoffmann-La Roche AG, Basel

Weitere Objekte hat die Jury lobend erwähnt:

Bürogebäude Unterstrasse San Gallo, St. Gallen

Architekten ARGE Corinna Menn GmbH, Zürich / Mark Ammann Architekten GmbH, Zürich

Bauingenieure ARGE Ingegneri Pedrazzini Guidotti Sagl, Lugano / Borgogno Eggenberger + Partner AG, St. Gallen

Bauherrschaft ASGA Pensionskasse, St. Gallen

Wohnhaus Surélévation – Sécheron, Genève

Architekten Burrus Nussbaumer Architectes, Genève

Bauingenieure Ingeni, Carouge

Bauherrschaft Régie du Rhône, Petit-Lancy

Roche-Turm
Ein Stahlbetonkern bildet die Aussteifung des Hochhauses und ist speziell für ein analysiertes Starkbeben ausgelegt.
Roche-Turm
Durch eine duktile Koppelung von Teilkernen kann die Erdbebenenergie in Verformung umgewandelt werden. Fotos: Beat Ernst
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