Aus dem Nähkästchen der BIM-Verantwortlichen

Die Verwendung der BIM-Methode verlangt auch eine grundlegende Neustrukturierung in Planungsunternehmen. Daraus ergeben sich neue Aufgabenbereiche.

BIM-Verantwortlichen
Während einer Besprechung im Planungsteam, wird mit dem Einsatz von realtime rendering und VR die Qualität des Entwurfs bewertet. Foto: Heinle, Wischer und Partner
Die Verwendung der BIM-Methode verlangt auch eine grundlegende Neustrukturierung in Planungsunternehmen. Daraus ergeben sich neue Aufgabenbereiche.
Mit Implementierung der BIM-Methode in Planungsunternehmen entstehen zugleich neue Verantwortlichkeiten und Aufgabenfelder. Mine Böker und Timo Betz von Heinle, Wischer und Partner gewähren einen Einblick in die Handlungsbereiche von BIM-Managern und BIM-Koordinatoren.Wie sieht das allgemeine Rollenbild von BIM-Koordinator und BIM-Manager aus?
In Deutschland gibt es dafür keine einheitliche Definition und somit auch keine allgemeingültigen Rollenbilder. Deshalb müssen für jedes Projekt unsere internen Definitionen herangezogen werden.

Was beinhalten diese?
Die Aufgaben des BIM-Gesamtkoordinators sehen wir ganz klar im Leistungsbild des Architekten enthalten. Er hat beispielsweise zu prüfen, ob die im BIM-Abwicklungsplan (BAP) vereinbarten Festlegungen, wie der Informationsgehalt der Modelle und die geometrischen Anforderungen, umgesetzt werden. Durch den Einsatz von automatisierten, softwarebasierten Prüfungen kann je nach Qualität der einzelnen Fachmodelle schnell eine grosse Anzahl von Einzelfehlern entstehen. Nun gilt es, diese im Zusammenhang mit den im BAP beschriebenen Zielen und Anforderungen zu bewerten und im Hinblick auf die anstehenden Anforderungen die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Neben der Durchführung verschiedener Prüfungen ist auch die Leitung von Planungsbesprechungen eine zentrale Aufgabe des Gesamtkoordinators. Zu seinen Kernkompetenzen sollten deshalb, neben den rein technischen Fertigkeiten, auch kommunikative Fähigkeiten gehören.

Die Mitarbeit des BIM-Gesamtkoordinators beim Aufstellen und Fortschreiben des BAP sowie die spätere Aufsicht über die Umsetzung der im BAP beschriebenen Aufgabenstellungen haben sich aus unserer Sicht bereits etabliert und bewährt.

Spannend hingegen ist die Rollenbeschreibung des BIM-Managers. Auch hier gilt es, die im Projekt gewählte Definition genau zu betrachten.

Nach unserem Verständnis hat der BIM-Manager die Aufgabe, den Bauherrn in allen Belangen zu beraten. Über alle Phasen des Projekts – von der Planung, der Erstellung bis zum Betrieb respektive Unterhalt – ist er der direkte Ansprechpartner für alle BIM-Themen und die festgelegte Zielstellung. Damit ist er auch massgeblich an der Erstellung der Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) beteiligt.

«Innerhalb der Projektteams ist es immer sinnvoll, einen Modellierer zu haben, der die Qualität während der Modellierung im Blick behält.»
Mine Böker

Im weiteren Verlauf des Projekts sehen wir die Aufgabe des BIM-Managers darin, die im BAP definierten Ziele konsequent zu verfolgen, zu kontrollieren und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich unsere Auftraggeber sehr wohl von Dienstleistern beraten lassen, wenn es um die Erstellung von AIA geht. Im besten Fall wird noch eine Common Data Environment (CDE) organisiert.

Nun ist es so, dass aufseiten des Auftraggebers nur in Ausnahmefällen die fachliche Qualifikation vorhanden ist, um selbst die Rolle des BIM-Managers zu bekleiden. Gerade vor dem Hintergrund, dass dieser als Vertreter des Auftraggebers gesehen wird, stellt sich das als schwierig heraus.

Dadurch werden einige dieser Aufgaben von uns als Architekten oder Generalplaner übernommen. Wir sehen darin aber eine Chance, denn vor allem in der Planungsphase können damit die Interessen der Planer besser berücksichtigt werden. Projekte mit einer stark akademischen, überinstrumentierten BIM-Management-Ausrichtung haben wir und alle beteiligten Fachplanungen als nicht zielführend erlebt.

«Die Aufgaben des BIM-Gesamtkoordinators sehen wir ganz klar im Leistungsbild des Architekten enthalten.»
Timo Betz

Unsere Bauherrschaft befindet sich in der Regel noch in einer Implementierungsphase, deshalb besteht vor allem im Bereich der zu beschreibenden Anforderungen an das As-Built und das Facility-Management noch grösserer Klärungsbedarf.

In welcher Weise interagieren BIM-Koordinator und BIM-Manager mit den übrigen Personen, die am Planungsprozess beteiligt sind?
Partnerschaftlich! Auch hier ist die Kommunikation wieder ein wichtiger Faktor. Grundsätzliche Probleme, ob in der Modellierung oder in der Zusammenarbeit, müssen frühzeitig erkannt und angesprochen werden. In manchen Fällen können dann auch Einigungen erzielt werden, die möglicherweise von bürointernen Standards abweichen und die eine bessere Kollaborationsgrundlage erzielen.

Was sicherlich auch Vorkenntnisse erfordert?
Für die Rolle des BIM-Koordinators ist es sinnvoll, Erfahrungen in der Planung und der Zusammenarbeit mit anderen Fachplanern zu haben.

Der BIM-Manager sollte zusätzlich zur Planungserfahrung Vorkenntnisse in der Vertragserstellung, der Verhandlung und der Projektleitung haben.

Von welchen Akteuren werden diese beiden Positionen unterstützt?
Innerhalb der Projektteams ist es immer sinnvoll, einen Modellierer zu haben, der die Qualität während der Modellierung im Blick behält (dieser muss nicht zwangsläufig ein sogenannter Fachkoordinator sein). Es ergibt auch Sinn, gewisse Prüfabläufe schon parallel zur Modellierung durchzuführen, um Redundanzen und Häufungen zu vermeiden. Diese Prüfläufe können programmiert werden, im besten Falle auch intern.

Die meisten Programme können nicht allen Anforderungen gerecht werden, sodass neben Plug-ins oft auch kleine programmierte Skripte helfen können.

Wie erfolgt die Verantwortungszuteilung bei Kollisionen im BIM-Modell?
Wichtig ist, dass das Problem immer mit dem Planungsteam besprochen und dann bei Klärung der richtigen Disziplin zugeordnet wird. Treten mehrere solche Probleme auf, ist es notwendig zu definieren, für welchen Kreis die Probleme relevant sind. Sie müssen also in einer Planungssitzung oder einer BIM-Koordinationssitzung besprochen werden. In der Regel ist es sehr sinnvoll, dass der Koordinator an den Planungssitzungen teilnimmt oder zumindest eine Zusammenfassung erhält.

Wie verläuft die Koordination mit Projektbeteiligten bei verschiedenen Modellierungsprogrammen?
Da die meisten Programme sehr verschieden sind und auch sehr unterschiedlich mit dem Format IFC umgehen, treten sehr viele Probleme auf. Schon das Lesen der IFC ist oft ein Problem. Da jede Software unterschiedliche Anforderungen hat, ist es sinnvoll, im Vorfeld eine Art Konformitätstest durchzuführen, um grössere Schwierigkeiten zu vermeiden. Dieser wird vom BIM-Management und den Koordinatoren der jeweiligen Fachplaner durchgeführt. Häufig treten im Verlauf der Planung immer wieder unvorhergesehene Probleme auf, die dann im Team gelöst werden müssen.

Ausserdem ist das IFC-Format generell nicht für die klassische Planung mit 2-D-Planableitungen geeignet, was sicherlich alle Planer weltweit vor ein Problem stellt. ●

Zum Büro

Das 1962 gegründete Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner hat rund 300 Mitarbeitende an sechs Standorten in Deutschland und im Ausland. BIM-Manager, -Koordinatoren und -Entwickler bilden das zentrale BIM-Team, das sich mit der Implementierung von BIM auseinandersetzt. Dazu gehört unter anderem eine sogenannte Road Map zur Einführung und Implementierung von BIM.

Mine Böker
Mine Böker, BIM-Koordinatorin, Heinle, Wischer und Partner
Timo Betz
Timo Betz, BIM-Manager, Heinle, Wischer und Partner
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